Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft Holzbüttgen
Seit Jahrhunderten ist das Schützenwesen lebendiges Brauchtum in Holzbüttgen. Bis zum Jahre 1935 – zu diesem Zeitpunkt wurde eine Notkirche, es war eine Baracke, errichtet, eine Stiftung der Barbarapfarre Neuss – gehörte die Ortschaft Holzbüttgen zur Pfarre Sankt Aldegundis in Büttgen. Sonn- und feiertags marschierten die Dorfbewohner zu Fuß dorthin zum Gottesdienst.
Es bestand auch nur die Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft in Büttgen. Ihr gehörten die Holzbüttgener Schützenbrüder an. Das Schützenfest feierte man gemeinsam. Die Büttgener Bruderschaft stellte auch im Ort Holzbüttgen ein Zelt auf. An allen Tagen des Schützenfestes fanden hier Tanzveranstaltungen statt.
Am Sonntagmorgen traten die Holzbüttgener Schützen zu einer geschlossenen Formation an und zogen nach Büttgen, um dort an der Vormittagsparade mit anschließendem Umzug durch das Dorf teilzunehmen. Dann ging’s zurück zum Essenfassen nach Hause. Viel Zeit blieb den Schützen nicht, denn sie mussten sich zur Hauptparade schnell wieder auf den Weg nach Büttgen begeben. Nach dem Rückmarsch am späten Nachmittag begann dann das Schützentreiben im Festzelt.
Am Montagnachmittag ging’s dann wieder nach Büttgen. Nach der Parade folgte der Umzug des ganzen Regiments durch Büttgen und Driesch. Am Dienstag erwarteten die Holzbüttgener das Büttgener Schützenregiment zu einem Umzug durch den Ort und zum Abschluss im Schützenzelt.
So spielte sich das Schützenfest bis Ende der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts ab. Doch mittlerweile hatte sich ein Drang nach Selbständigkeit entwickelt. Die Idee eines eigenen Schützenvereins nahm Gestalt an. Da Holzbüttgen keine eigenständige Pfarrgemeinde, sondern nur Rektorat der Pfarre Büttgen war, konnte keine Bruderschaft gegründet werden. So kam es zur Gründung des „Deutschen Schützenvereins Holzbüttgen“. Diesem Verein, der Anfang der dreißiger Jahre seine Taufe erlebte, stand bis zur Gründung der Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft der unvergessliche Karl Frommen vor.
Das Rektorat, das anfangs von der Pfarre Büttgen mitverwaltet und auch seelsorgerisch betreut wurde, bekam inzwischen seinen ersten Rektor: Hermann Josef Hexges. Er war es, der sich mit aller Kraft dafür einsetzte, eine feste Kirche zu bauen.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges beschaffte er mit Hilfe von Ackererträgen, die ihm von den Landwirten zur Verfügung gestellt wurden, die nötigen Baustoffe zum Bau der Kirche. Zugute kam ihm noch, dass der Justizrat Peter Dammer aus Geldern, dessen Herz bis zu seinem Tode im Jahre 1944 an seinem Geburtsort Holzbüttgen hing, in seinem Testament dem Kapellbauverein, der schon Jahrzehnte bestand, eine beträchtliche Summe vermachte, zweckgebunden an den Bau einer neuen Kirche. Das Grundstück stiftete die Familie Hoeveler. Der Rohbau wurde von Holzbüttgener Bürgern in kostenloser Eigenleistung erstellt. Dank der Initiative von Rektor Hexges ging die Fertigstellung schnell von statten. Wenige Jahre nach Einweihung der Kirche wurde Rektor Hexges zum Pfarrer von Lengsdorf bestellt. Sein Nachfolger war Pastor Müller. Aus dem Rektorat war inzwischen eine Pfarre geworden. Pastor Müller bemühte sich um eine Aktivierung des örtlichen Vereinslebens. So war es auch sein Gedanke, die Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft ins Leben zu rufen.
Im März 1950 berief er eine Versammlung der Dorfgemeinschaft ein. Einziger Tagesordnungspunkt war die Gründung einer Bruderschaft. Voraussetzung hierfür war allerdings, dass der Deutsche Schützenverein Holzbüttgen sich bereit erklärte, in die Bruderschaft einzutreten. Schon nach einigen Gesprächen war man sich einig, den Deutschen Schützenverein Holzbüttgen aufzulösen und die einzelnen Züge zu veranlassen, der Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft beizutreten.
Die Büttgener Schützenbrüder begrüßten die Gründung der Holzbüttgener Bruderschaft und spendeten ihr die Grundplakette zum Königssilber mit der Gravur der Namen derjenigen Holzbüttgener Schützen, die einmal das Königssilber der Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft Büttgen getragen hatten.
Die Gründung hatte in der Bevölkerung schon bald ein positives Echo. Immer mehr Bürger schlössen sich der Bruderschaft an. Auch Neubürger marschierten mit in Reih und Glied. Nicht nur zum Schützenfest treffen sich die Mitglieder der Bruderschaft. Von Januar bis Dezember laufen Veranstaltungen wie Schießwettbewerbe, Kegel-, Fußball- und Skatturniere. Chriskönigs und Patronatsfest gehören ebenso dazu wie eine Vielzahl von Tanz- und Krönungsveranstaltungen. Denkmalpflege fällt ebenfalls in das Programm.
Aktiv ist man auch auf dem sozialen Sektor. Die Schützen führen Seniorennachmittage mit ebenso viel Liebe durch wie Sammlungen für behinderte Kinder. Unterstützung kirchlicher und nachbarschaftlicher Feste gehören zum festen Repertoire.
Freundschaftliche Kontakte bestehen über die Landesgrenzen hinaus zu Schützenbrüdern in Mittenwald und in Absam/Tirol.
So ist die Bruderschaft ein wesentlicher Bestandteil der Gemeinde geworden und aus ihrem Leben nicht mehr fort zudenken.
Heinz Vogts