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Mundart – „Kermes em Dörp“
Et eß Kermes em Dörp! Juchheißa, juchhei!
De Jrosches sprenge em
Portemonnaie.
Se klappere on klenge, se wäde kott,
se
wälle eruus, so wälle fott.
Se mösse, un Wäg jitt et jenog:
De Kromlück han Sache für Häzz on Oog,
un Moppe on Prente. Dat Jlöcksrad krieht:
„För foffzeg Penne wied sechsmol jedrieht!
Wot stoht ihr noch emmer su stief on pennt?
Lott rolle da Jrosche! Wä Kurasch hätt,
gewennt!“
Et eß Kermes em Dörp! On Jux övverall!
Om jruete Plaaz eß
Kermesball.
Do hüert mer jeduddel on Fiddeljequaatsch.
Brommbaßjeschromb on Klarenette-
jeknaatsch.
Staats wie de Päed komme Jonge on Mann,
de Buremädchen
han „Alles“ an.
Se komme: Da Hannes, da Nieres, da Nöll,
dät Kätsche, dat Nettsche, dat Züff on dat Bell.
Do!
Schwer wie ne Bulles, em Walzer drieht
da dönne Kreß dat
deckpüstije Jrieht.
Et waggelt da Boddem, et waggelt da Kreß,
et waggelt am Jrieht, wat waggelig eß.
On da Brommbaß
brommb, et quaatsch de
Klanett:
Wat kommen Allerhilije
op Kermes
dat Bett? –
Et es Kermes em Dörp! Dat eß en Saach!
De Kermesferke
send jlöcklech jeschlaach,
de Bauze on Hippe on Schöfscher ooch;
manch Hähnsche on Höhnsche de Kopp
verioor.
Da Jirad äwwer, da mäht at all:
Da köppde de best Koh dam
Stall!
On he on do, ne, wat et all jitt.
Ooch noch
jett „Jeströpptes“ en Peffer litt.
Et eß Kermes em
Dörp! – Eßt, Kenger, eßt!
Nur eemol eß kermes em Johr, wie
ihr weßt!
Da Kooche eß jebacke, de Taate send do, –
Eßt, Kenger, eßt! – Mir hand et jo!
Jenog wued jebrode,
jenog eß jekoch,
en janze Sau han em peckel mer noch!
Oo jar noch ne Bolle vam Renk on Kalv.
Bedenkt, dat Jlöck hat ons Bure jesaiv!
Dröm eßt, Kenger,
eßt, su lang et üch
schmäht.
Wenn och dat Ferke zom
Düwel huck jeht!
Do jenge se dran, do jreffe se zo,
wie domols Blücher be Waterloo!
So ooße, se frooße! Dat
wor eene Fließ.
Als stönd op dam Miffele no joldene Pries.
Nu eßt doch! Wat sehn ech? Wie? Sedt ihr
all satt?
Nämbt üch noch e Häppsche vam dam
on van dat!
He litt noch e Rippsche!
Nämbt dat noch,
Kreß,
mir han, wie jesaht, noch jenog
vam dam
Bies! –
Es eß Kermes em Dörp! Da Här Dokter
laach.
Ooch ha kritt jet möt van dam Kermesdag.
Ha weeß: Da Buer eß wie Ledder su zieh,
on Krankheete
kennt ha faß janiet mieh;
Doch hat ha de Zäng för de Kermes
jeschärp,
dann blöht für da Dokter da Wees en dam Dörp!
Dann kumme de Buere, bedröw on bedrängk.
Da Eeene hat
sech de Buch verränk,
da Zwedde hat sech der Maage versatz,
da Dredde ohß zu suur on zo jatz,
da Vierde dajäje zu
vell on zo fett. –
Su han se faß allemoole jet.
Dam
deiht de Rögge, de Schädel wieh. –
Do kömmb dat Sett, he knaatsch
dat Marie.
Dat decke Trin kom met Waage on Päed:
„Här
Dokter, ech sterve! Mir eß et suu
schläääht!“
Da
Dokter, da wor ne oprechte Mann,
„Ihr stervt nit, Trin, dröm sedt
äckesch
stell!
Weßt ihr, wat üch fählt?
–
Ihr frooßt zovell!“ –
(Aus einem alten
Heimatbuch)
Zapfenstreich
Der große Zapfenstreich
Wer denkt hier nicht sogleich an das erhebende Ereignis unseres großen Schützenfestes, wenn zu seinem Ende abends der Große Zapfenstreich geboten wird? Wer denkt aber nicht auch an die militärische Herkunft dieses Zapfenstreichs und sperrt sich deshalb gegen ihn wie gegen alles Militärische? Mancher, der den letzten Krieg mitgemacht hat, und viele, die als junge Menschen gegen alles Militärische in kritischer Distanz stehen, mögen sowas nicht.
Ein klärendes Wort unseres Staatsoberhauptes, das von denen begrüßt worden ist, die sich ihrer staatsbürgerlichen Verantwortung bewusst geblieben sind und für die der fast schon untergegangene Vaterlandsbegriff nichts Fremdes geworden ist.
Der große Zapfenstreich ist allerdings jünger als man gemeinhin annimmt. Während der Freiheitskriege nahm der Zapfenstreich in Preußen zeremonielle Bedeutung an. Nach der Schlacht von Groß-Görschen (2. Mai 1813), in der Napoleon die vereinigte preußisch-russische Armee schlug, ritt König Friedrich Wilhelm III. mit dem Zaren Alexander I. über das Schlachtfeld. Am Flügel der Armee, wo das russische Heer stand, erklang gerade der russische Zapfenstreich. Anschließend sangen die Soldaten, wie es im russischen Heer üblich war, den Choral „Ich bete an die Macht der Liebe“ des russischen Kirchenkomponisten Bortnjanski.
Der fromme preußische König war davon so tief beeindruckt, vor allem, weil der Zapfenstreich mit einem Gebet schloß, dass er später eine Kabinettsordre erließ, nach der dem Zapfenstreich ein Gebet angefügt werden musste. Dieser Abschluss sollte den einzelnen zur Besinnung auf sich selbst führen. Aus dieser frommen Neuordnung des Soldatenlebens entwickelte sich der Große Zapfenstreich. Diese Form – Locken, Zapfenstreich, Gebet – ist unverändert in den heutigen Zapfenstreich übernommen worden.
Man kann sich heute getrost an der musikalischen Schönheit einer Militärmusik, wie dem Großen Zapfenstreich oder Märschen, erfreuen; denn es sollte immer bedacht werden, dass sich auch die Großen der Musik wie Beethoven und Schubert der musikalischen Form des Marsches bedient haben. Rousseau schrieb 1786 in seinem Musiklexikon:
„Es gibt wunderbare Märsche bei den deutschen Truppen“.
Sehr wenig weiß man vom Großen Zapfenstreich, der eine besondere Stellung innerhalb der Militärmusik einnimmt.
Im Großen Zapfenstreich ist nichts vom heißen Atem des Krieges zu spüren, er stellt vielmehr eine feierliche Abendmusik mit einer Spielfolge von Trommel- und Pfeifenstücken, Reitersignalen und dem Gebet dar. Freilich enthält er
als tragende Klangkörper Trommeln und Pfeifen, also das „spil“ der Landsknechte und die Trompeten und Pauken aus der Zeit der Reiterheere. Die Bezeichnung „Großer Zapfenstreich“ geht auf den „Zapfenschlag“ zurück, der in
der Landknechtszeit, also spätestens im 30 jährigen Krieg entstand.
Die Landsknechte verbrachten ihre Abende in den Schenken oder in den Marketenderzelten. Zu einer festgesetzten Stunde musste jedoch die Ordnung des Lagers für die Nacht hergestellt werden. Deshalb ging der Wachoffizier oder Profos, begleitet von einem „spil“, also den Spielleuten, 2 bis 4 Pfeifern und Trommlern, durch die Schenken usw.
und schlug mit seinem Stock auf den Zapfen des Weinfasses. Nach dieser Amtshandlung durfte der Wirt nichts mehr einschenken. Die Landsknechte mussten die Schenken verlassen. Wer sich diesem musikalischen Befehl, der von den Landsknechten „Zapfenschlag“ genannt wurde, widersetzte, wurde hart bestraft.
Der Große Kurfürst dehnte diesen Brauch am 12. August 1662 – also vor mehr als 300 Jahren – auch auf seine Bürger aus. Auch sie mussten beim militärischen Zapfenstreich den Alkoholverbrauch einstellen. Später wurde aus dem Trommel- ein Trompetensignal.
Die Signale, im besonderen die Zapfenstreichsignale, waren bei allen Truppenteilen und Regimentern verschieden. Eine Vereinheitlichung erfolgte erst später.
Berühmte Musiker schufen die heutige Form Der Große Zapfenstreich in seiner heutigen Form geht auf den Direktor sämtlicher Musikkorps des preußischen Gardekorps Wilhelm Wieprecht zurück, der den harmonischen Zapfenstreich der berittenen Truppe gestaltete und in den Großen Zapfenstreich einarbeitete. Das Locken, von den Trommlern und Pfeifern ausgeführt, diente dabei dem Rufen zur Versammlung der Truppe um das Musikkorps, dem die Fackelträger den Marschweg und anschliessend die Notenblätter beleuchteten. Im großen Rahmen wurde der Große Zapfenstreich in Wieprechts Fassung erstmalig im Jahre 1838 in Berlin aufgeführt. Als Zar Nikolaus I. den König von Preußen in der Landeshauptstadt besuchte, vereinte zu Ehren des Gastes der Direktor sämtlicher Musikkorps des Gardekorps insgesamt 1197 Musiker (16 Kavallerie- und 16 Infanteriekorps sowie 20 Tambours) der Garde auf dem von Fackeln beleuchteten Berliner Schlossplatz zum Großen Zapfenstreich.
Der von 1890 bis 1908 amtierende Armee-Musikinspizient Prof. Gustav Roßberg überarbeitete den Großen Zapfenstreich noch einmal. Die Endgestaltung der heutigen klaren Form wurde durch den früheren 2. Armee-Musikinspizienten Prof. Oskar Hackenberger, der von 1924 bis 1930 die Militärmusik in der Reichswehr nach Prof. Grawert leitete, durchgeführt.
In der heutigen Form enthält die Spielfolge des Großen Zapfenstreichs nacheinander das Locken zum Zapfenstreich, den langen Wirbel mit 8 Schlägen und den Zapfenstreich-Marsch, die Retraite (harmonischer Zapfenstreich der ehemaligen berittenen Truppen, l., 2. und 3. Post), das Zeichen zum Gebet, das Gebet, das Abschlagen nach dem Gebet
und den Ruf nach dem Gebet.
Die oft vertretene Ansicht, die Herkunft des Großen Zapfenstreichs sei in Russland zu suchen, ist also nicht richtig.
Lediglich die feierliche Form, nach dem immer üblichen Zapfenstreichmarsch im Feldlager geschlossen anzutreten und nunmehr gemeinsam einen Choral zu singen, ist von den Russen übernommen worden.
Der (Große) Zapfenstreich
Die Briten nennen ihn „tatoo“, die Franzosen „Retraite“ und für die Deutschen ist es der „Zapfenstreich“. In seiner ursprünglichen Bedeutung war der Zapfenstreich das Abendsignal, das die Soldaten auffordert, die Nachtruhe zu beginnen. Der Ursprung des Wortes führt in das Lagerleben des Mittelalters zurück. Die Marketender, die Händler bei der Feldgruppe, mussten jeden Abend bei einem bestimmten Trommelzeichen den Zapfen oder den Spund des Schankfasses streichen, d. h. hineinschlagen, um das Fass zu verschließen. Das war das unmissverständliche Signal, das Feuer zu löschen und sich auf den Weg in die Zelte zu machen. Die Nachtruhe begann, es durfte nichts mehr „verzapft“ werden. Nach einer Verordnung von 1662 galt diese Bestimmung auch für Bürger. Sie durften ebenfalls nach dem Trommelschlag kein Bier mehr ausschenken.
Der Ursprung des „Zapfenstreichs“ liegt in der Zeit des 30-jährigen Krieges (1618-1648). In den Lagergassen wurde zur Sperrstunde durch den Profos – seines Zeichens Quartiermeister und Strafgewaltiger bei den Landsknechthaufen – mit einem Stab über die Zapfhähne der Weinfässer gestrichen. Danach war es den Marketendern verboten, den Hahn an diesem Abend noch einmal aufzudrehen. Die Landsknechte mussten sich nun umgehend in ihre Quartiere begeben. Noch heute ist der Ausdruck „Zapfenstreich“ im militärischen Bereich als Gebot der Heimkehr ins Quartier ein Begriff.
Im Laufe der Zeit wurde es üblich, das Zeichen zur Nachtruhe auch in musikalischer Form zu geben. Der eigentliche „Zapfenstreich“ wurde durch das „Locken zum Zapfenstreich“ eine Viertelstunde vorher angekündigt. Bei der Kavallerie geschah dies durch Trompetensignale (die „Retraite“), bei der Infanterie durch besondere Spielstücke für Flöte und Trommel.
Das heute übliche Zeremoniell des (Großen) Zapfenstreichs geht auf die Befreiungskriege (1813 – 1815) zurück. Aus dieser Zeit stammt der Brauch, dem Zapfenstreich ein kurzes Abendlied folgen zu lassen. König Friedrich Wilhelm III befahl unter dem Eindruck eines Brauches in der Russischen Armee im August 1813 auch bei seinen Truppen nach dem Zapfenstreich ein Gebet. Auf dieser Grundlinie (Locken – Zapfenstreich – Gebet) stellte Friedrich Wilhelm Wieprecht (1802 – 1872), der legendäre Wegbereiter deutscher Blas- und Militärmusik, die noch heute gültige Form des (Großen) Zapfenstreiches zusammen. Er erklang auf diese Weise mit 1200 Mitwirkenden erstmalig am 12. Mai 1838 in Berlin als Abschluss eines Großkonzertes zu Ehren des russischen Zaren. Die damals erklungene Spielfolge umriss bereits ein Konzept, das bis zum Jahre 1918 zwar vielerorts variiert wurde, sich aber wie ein roter Faden bis zum heute verbindlichen Ablauf durchzieht.
Der (Große) Zapfenstreich wird immer von einem Spielmannszug und einem Musikkorps gemeinsam ausgeführt. Diese marschieren grundsätzlich unter den Klängen des „Yorckschen Marsches“ auf. Nach dem Einnehmen und Ausrichten der Formation erfolgt die Meldung. Musikalisch beginnt der (Große) Zapfenstreich mit dem „Locken zum Zapfenstreich“ (Spielmannszug). Es folgt der „Zapfenstreichmarsch“ (Spielmannszug und Musikkorps), die „3 Posten des traditionellen Zapfenstreiches der berittenen Truppe“ – die „Retraite“ – (Musikkorps), das „Zeichen zum Gebet“ (Spielmannszug), das „Gebet“ (Spielmannszug und Musikkorps), schließlich das „Abschlagen nach dem Gebet“ (Spielmannszug) und der „Ruf nach dem Gebet“ (Musikkorps). Seit 1922 endet der (Große) Zapfenstreich mit der Nationalhymne. Nach der Nationalhymne erfolgt dann die Abmeldung des (Großen) Zapfenstreiches und der Abmarsch in der Regel unter den Klängen des „Zapfenstreichmarsches“.
Von den Schützenfesten im Rheinland ist der (Große) Zapfenstreich nicht mehr wegzudenken. Beim Schützenfest in Holzbüttgen wird er sogar zweimal zelebriert, das erste Mal zur Eröffnung nach der Festmesse am Samstagabend auf dem Kirchplatz. Darüber hinaus wird mit dem (Großen) Zapfenstreich die Krönung des Schützenkönigs am Montagabend im Festzelt eingeleitet. Der (Große) Zapfenstreich trägt wesentlich mit dazu bei, dass der Krönungsabend immer eine ganz besondere Atmosphäre bekommt. Beiden Anlässen ist – im Gegensatz zur ursprünglichen Bedeutung des Zapfenstreiches – zu eigen, dass der Abend und die Feierlichkeiten mit dem Zapfenstreich nicht enden, sondern gerade erst anfangen.
Sebastianus

Sebastian
Vita:
Er ist ritterlicher Anführer der Leibwache Diokletians, geboren in Narbonne. Seine Stellung ermöglicht ihm, christlichen Glaubensgenossen in Roms Gefängnissen beizustehen und immer neue Römer zu bekehren. Deshalb Anklage vor Diokletian, dann wird er an einen Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt. Fast tot, wird er von der Witwe des Märtyrers Kastulus gepflegt. Wiederhergestellt, tritt er dem erstaunten Diokletian entgegen. Daraufhin wird er mit Knütteln zu Tode geschlagen und seine Leiche in die „cloaca maxima“ geworfen. Der Christin Lucina erscheint Sebastian im Traum und weist sie an, seine Leiche zu bergen. Sie bestattet ihn zu Füßen des Apostels.
Darstellung:
als Märtyrer in jugendlicher Gestalt, manchmal als Ritter oder unbekleidet an einen Baumstamm gebunden und pfeildurchbohrt
Attribute:
selten Knüttel
Besonderheiten:
Patron der Schützenbruderschaft und Nothelfer bei Pestzeiten
Heiligentag:
20. Januar
Literatur:
Reclams Lexikon der Heiligen S.507 f.
Lexikon der christlichen Ikonographie, hrg. v. E. Kischbaum, Freiburg i. Br. 1968, Bd. 8, Sp. 318-324.
Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, Gerlingen 1993 (11. Auflage), S. 127-132.
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SEBASTIANUS, nach der Passio S. Sebastiani ein Märtyrer in der Zeit der Tetrarchie unter den Kaisern Diokletian und Maximian (284 bzw. 286-305 n. Chr.), der während der Christenverfolgung in den Jahren 303-305 in Rom den Tod gefunden haben soll. Er sei Offizier in der kaiserlichen Leibgarde gewesen, habe dem Opfergebot für die traditionellen Staatsgötter keine Folge geleistet und außerdem viele Glaubensgenossen unterstützt. Daraufhin sei er zum Tode verurteilt und von Bogenschützen mit zahlreichen Pfeilen angeschossen worden (diese Szene wurde in der christlichen Kunst seit dem Hochmittelalter vielfach dargestellt). Dennoch dem Tode entronnen und von einer christlichen Witwe namens Irene gesundgepflegt, habe er den Kaisern in der Öffentlichkeit Vorwürfe wegen ihrer Religionspolitik gemacht und sei deshalb zu Tode geknüppelt worden. Sein Grab habe er in einem coemeterium in catacumbas an der Via Appia gefunden. Diese Geschichte ist mit vielen fiktiven Einzelheiten, die besonders die Namen der von S. unterstützten und bestatteten Märtyrer sowie der als Richter angegebenen römischen Staatsbeamten betreffen, angereichert und insgesamt historisch verdächtig: Allerdings besuchte Diokletian aus Anlaß der Feier seines zwanzigsten Regierungsjubiläums Rom tatsächlich ein Mal von Mitte November bis Mitte Dezember 303 und traf sich hier mit seinem Kaiserkollegen Maximianus. In ihrer ausufernd fantasievollen Darstellung spiegelt die Passio allgemein das Bemühen ihres unbekannten Autors wider, die dem Christentum anhängenden Personen in der Reichshauptstadt Rom nicht nur namentlich greifbar zu machen, sondern auch ihr Wirken ausführlich zu beschreiben. Der Name Sebastianus ist die griechische Übersetzung von Augustianus, also „dem Kaiser zugehörig“, was hier den Angehörigen der Leibgarde, der Prätorianer, meinen soll; eine Benennung von Staatsbeamten und Soldaten mit vergleichbaren Bezeichnungen war in der Spätantike üblich, um ihre besonders enge Beziehung zum Herrscher zusammenfassend auszudrücken. Es handelt sich also nicht notwendigerweise um einen Individualnamen und damit um eine historische Person, sondern eher um die Bezeichnung eines Zuordnungsverhältnisses im politischen Sinne: Dieses deutet darauf hin, daß der Name erfunden wurde, um einen Christen unter den engsten Vertrauten der Kaiser persönlich namhaft zu machen und damit nachzuweisen, daß die neue Religion sogar unter den hohen Offizieren Anhänger gefunden habe (zum Vergleich ist einerseits auf die sogenannte Thebaische Legion zu verweisen, die es nie gegeben hat, und andererseits nennt Lactantius, De mort. pers. 15, 1, Diokletians Gemahlin Prisca als prominenteste Christin, doch ist ihre Existenz weder durch Münzen noch Inschriften wirklich gesichert). Die tatsächliche Anhängerschaft des Christentums unter den führenden Personen des öffentlichen Lebens ist daher kaum zu greifen. In ihrem Kern geht die Passio auf eine knappe Notiz des Ambrosius von Mailand (Comm. ad Ps. 118) zurück, S. sei aus dieser Stadt gebürtig gewesen, habe sich nach Rom begeben und hier den Märtyrertod erlitten: Wichtig ist, daß in dieser Mitteilung kein Beruf genannt ist. Eine zweite Quelle ist die Depositio martyrum des Chronographen von 354, die S. kurz als Heiligen mit dem Fest am 20. Januar nennt und ihm die genannte Grabstätte außerhalb Roms zuweist. Über ihr wurde in der Mitte des 4. Jahrh. eine Kirche erbaut, die aber bezeichnenderweise anfänglich Basilica Apostolorum genannt wurde: Daß das Patrozinium erst im 9. Jahrh. auf S. umgeändert wurde, weist ebenfalls auf den sekundären Charakter des Kultes eines Märtyrers mit diesem Namen hin. In der heutigen Kirche S. Sebastiano befindet sich eine Confessio für S. auf dem Platz seiner angeblichen Bestattung. Der Kult eines Heiligen mit diesem Namen verbreitete sich weitläufig in der gesamten lateinischen Kirche erst nach der Kompilation der Passio in dem bei der Kirche von Papst Sixtus III. (432-440) erbauten Kloster. In diesen Zusammenhang gehören auch die verschiedenen Translationsgeschichten der angeblichen Gebeine des S. bzw. ihrer Teile. In der katholischen Kirche wird der früher sehr populäre S. als einer der Schutzheiligen gegen Seuchen (eine Epidemie in Rom soll im Jahre 680 nach einer Prozession mit seinen Reliquien abgeflaut sein) und als Patron der Schützen sowie anderer Berufe am genannten Tage verehrt. Darüberhinaus wird er als dritter Patron der Stadt Rom gefeiert. Die Beliebtheit seines Kultes äußert sich vor allem in den vielen bildlichen Darstellungen: Sie zeigen ihn seit frühchristlicher Zeit meist als bärtigen Mann mit Gewand (in einem aus dem 7. Jahrh. stammenden Mosaik aus Konstantinopel in der römischen Kirche S. Pietro in Vincoli sogar in spätrömischer Offizierstracht). Seit dem Mittelalter aber wurde S. als nackter Jüngling meist bei seinem ersten Martyrium oder mit seinem typischen Attribut eines oder mehrerer Pfeile, vielfach im Bildtyp der „Sacra Conversazione“ mit der Madonna mit Kind und anderen Heiligen zusammen, dargestellt.
Hubertus

1.Beschreibung
Hubert (Althochdeutsch: »Gedanke« und »glänzend«), geboren um 655,. wirkte als Glaubensbote in Südbrabant und in den Ardennen. Nach der Ermordung des Bischofs Lambert um 705 wurde Hubert Bischof von Maastricht. Um 715 übertrug Hubert die Gebeine Lamberts von Maastricht nach Lüttich, wohin er den Bischofssitz verlegt hatte. Hubert starb am 30. Mai 727 zu Tervueren bei Brüssel. Seine Gebeine wurden am 3. November 743 erhoben und 825 in das Ardennen-Kloster Andagium übertragen, das fortan nach ihm St.-Hubert genannt wurde. Seit den Hugenotteneinfällen 1568 ist der Verbleib der Reliquien in Dunkel gehüllt.
Hubert wird dargestellt in Jägerkleidung oder bischöflichen Gewändern mit Hirsch, zwischen dessen Gewih ein Kreuz ist, mit Hund, Schlüssel, Jagdhorn, Buch.
Hubert ist Patron des Bistums Lüttich, der Ardennen; der Jäger, Schützen, Gießer, Metallarbeiter, Drechsler, Metzger, Optiker, Fabrikanten mathematischer Geräte, Mathematiker, Schellenmacher
Hubert wird angerufen für Jagdhunde (Hubertus-Schlüssel); gegen Tollwut der Hunde (mal de St.-Hubert), Hundebiß (Hubertus-Brot), Schlangenbiss, Wasserscheu
Verehrung nach dem deutschen Regionalkalender
Besonders verehrt in: Aachen, Lüttich, Luxemburg
Quelle: Dr. Hans-Joachim Kracht
2.Beschreibung
Hubert(us) (althochdeutsch: „der durch Verstand Glänzende“)
Hubertus wurde um 655 geboren, wirkte als christlicher Glaubensbote in Südbrabant und in den Ardennen. Dort lebte er zunächst als Einsiedler und ernährte sich von der Jagd. Er ließ sich zum Priester weihen und wurde um 705 Bischof von Maastricht. Um 715 übertrug Hubert die Gebeine seines Vorgängers Lambert von Maastricht nach Lüttich, wohin er auch den Bischofssitz verlegt hatte. Hubertus starb am 30. Mai 727 zu Tervueren bei Brüssel. Seine Gebeine wurden am 3. November 743 gehoben und 825 in das Ardennen-Kloster Andagium übertragen, das fortan nach ihm St.-Hubertus genannt wurde. Seit den Hugenotteneinfällen 1568 ist der Verbleib der Reliquien in Dunkel gehüllt.
In die Vita des Heiligen Hubertus ist die Legende von der Vision des Heiligen Eustachius eingeflossen. Er wird dargestellt in Jägerkleidung oder bischöflichen Gewändern mit (weißem) Hirsch, zwischen dessen Geweih ein leuchtendes Kreuz erscheint, mit Hund, Schlüssel, Jagdhorn, Buch. Er ist Patron des Bistums Lüttich, der Ardennen; der Jäger, Schützen, Gießer, Metallarbeiter, Drechsler, Metzger, Optiker, Fabrikanten mathematischer Geräte, Mathematiker, Schellenmacher.
In der Zeit um den Gedenktag finden traditionell die nach Hubertus benannten Jagden und Messen statt. In manchen Gegenden wird er zu den 14 Nothelfern gezählt.
Quelle: Deutscher Schützenbund